Viele lehren so wie sie früher gelernt haben.

Frontalunterricht – Warum er in der Erwachsenenbildung an seine Grenzen stößt

Der Frontalunterricht im klassischen Vortragsstil gilt heutzutage in der Erwachsenenbildung als nicht mehr zeitgemäß – und das aus gutem Grund: Erwachsene bringen eigene Erfahrungen, Erwartungen und Bedürfnisse mit, die sich deutlich von denen schulischer Lernender unterscheiden. Lernen auf Augenhöhe, Partizipation und Selbststeuerung sind zentrale Prinzipien erfolgreicher Erwachsenenbildung.

Fehlendes pädagogisches Fachwissen als Herausforderung

Interessanterweise arbeiten in diesem Bildungsbereich nur selten ausgebildete PädagogInnen. Häufig übernehmen Fach- und Führungskräfte die Rolle von DozentInnen – etwa im Rahmen von internen Schulungen, Workshops oder Seminaren. Wenn sie sich jedoch nicht gezielt auf diese neue Rolle vorbereitet haben oder von pädagogisch geschultem Personal eingeführt wurden, neigen viele dazu, sich an ihrem eigenen schulischen Lernmodell zu orientieren.

Das Ergebnis: Statt aktivierende Lernprozesse zu gestalten, wird Wissen oft im Vortragsstil „vermittelt“. Dabei übersehen viele, dass dieses Rollenverständnis – „Dozentin = aktiv Vortragender, Teilnehmende = passiv Zuhörende“ – nicht den Anforderungen moderner Erwachsenenbildung entspricht.

Während LehrerInnen ihren SchülerInnen in der Regel durch Fachwissen und institutionelle Autorität überlegen sind, begegnen sich DozentInnen und Teilnehmende in der Erwachsenenbildung meist auf Augenhöhe – fachlich wie auch lebensweltlich. Das bedeutet: Erwachsene möchten ernst genommen, beteiligt und einbezogen werden. Sie erwarten keine „Belehrung“, sondern eine Lernbegleitung, die ihnen Raum für Austausch, Praxisbezug und selbstgesteuertes Lernen lässt.

Wer in der Erwachsenenbildung lehrt, muss sich daher seiner Rolle als ImpulsgeberIn, ModeratorIn und LernprozessbegleiterIn bewusst werden – und die Haltung entwickeln, gemeinsam mit den Teilnehmenden zu lernen. Dazu gehört die Bereitschaft, Kontrolle abzugeben, Fragen offenzulassen und Diskussionen zuzulassen – auch wenn sie unbequem oder unerwartet verlaufen.


Letzte Aktualisierung: 01. Juli 2025

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