Hintergrundwissen: Bedeutung von Methoden in der konstruktivistischen Didaktik

Vorbemerkung: Ich habe bei Prof. Dr. Horst Siebert an der Leibniz-Universität Hannover Erwachsenenbildung studiert – er war einer der führenden Konstruktivisten in der deutschen Erziehungswissenschaft – und das hat sicher auch mein pädagogisches Selbstverständnis geprägt.

Der Konstruktivismus geht davon aus, dass Wissen nicht „vermittelt“, sondern vom Lernenden aktiv konstruiert wird. Nach diesem Verständnis ist Lernen ein sehr individueller und sinnstiftender Prozess.

In der konstruktivistischen Didaktik, insbesondere innerhalb der Erwachsenenbildung, haben Methoden deshalb eine zentrale Bedeutung. Sie sind nicht bloß Mittel zur Wissensvermittlung, sondern Werkzeuge, um individuelle Lernprozesse zu ermöglichen, zu unterstützen und zu begleiten.

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Was bedeutet das konkret?

  • Methoden sollen Lernende aktivieren und ihnen ermöglichen, sich selbst gesteuert mit Inhalten auseinanderzusetzen.
  • Erwachsene bringen eigene Erfahrungen mit – Methoden müssen diese einbeziehen und nutzen.
  • Durch Methoden wie Gruppenarbeit und Diskussionsrunden werden unterschiedliche Sichtweisen zugelassen und produktiv gemacht. Lernen ist also immer auch ein sozialer Prozess, bei dem Bedeutung im Austausch entsteht.
  • Konstruktivistische Methoden stellen Anschluss an die Lebenswelt der Lernenden her (z. B. Fallbeispiele aus dem Beruf, Lernaufgaben mit Alltagsbezug). Sie ermöglichen eine personalisierte Auseinandersetzung mit Inhalten.
  • Methoden in der konstruktivistischen Didaktik erlauben Fehler, Irrtümer oder auch individuelle Lösungswege. Das Ziel ist nicht die „richtige“ Lösung, sondern der Reflexionsprozess.
  • Die Lernziele sind oft offen und flexibel, nicht starr vorgegeben.
  • Lehrende sind Moderatoren, Lernbegleiter oder Impulsgeber, keine Wissensvermittler im klassischen Sinn.

In der konstruktivistischen Erwachsenenbildung sind Methoden nicht einfach nur unterhaltsam oder abwechslungsreich, sondern strukturierende Elemente von Lernprozessen. Dahinter steht vielmehr der Grundgedanke einer Ermöglichungsdidaktik. Methoden sollen Lernräume schaffen, in denen Erwachsene selbstbestimmt, erfahrungsorientiert und kontextbezogen lernen können.


Letzte Aktualisierung: 28. Mai 2025